Die unterzeichnenden Gruppierungen und Akteure sind sich ihrer Unterschiedlichkeit in vielen politischen Fragen bewusst. Sie kommen aber nicht umhin, gemeinsam festzustellen, dass
30 Jahre nach der sogenannten friedlichen Revolution viele Forderungen der 1989 aktiven Bürgerbewegungen immer noch nicht erfüllt wurden.
Die damals mühsam erkämpfte Demokratie befindet sich heute in der Krise. Spätestens mit dem Anschluss der DDR wurden die 1989 durchgesetzten basisdemokratischen Elemente durch das
parlamentarische System der BRD ersetzt. Seitdem wurden die Einflussmöglichkeiten der Bevölkerung weiter abgebaut. Derzeit vertieft sich die Entfremdung zwischen den gewählten Vertretern des
Volkes und der Bevölkerung seit einigen Jahren immer weiter. Viele existenzielle Probleme der Bürgerinnen und Bürger können von den Herrschenden gar nicht mehr nachvollzogen werden und werden
ignoriert. Ihre Entscheidungen werden stattdessen von mächtigen Kreisen aus Wirtschaft und Finanzkapital beeinflusst.
Heute erleiden wir sogar auf dem Gebiet der demokratischen Rechte und Freiheiten Rückschritte, die uns wieder in Richtung eines Polizeistaates führen. Sei es der Ausbau der verstärkten
Onlineüberwachung, Versuche der Zensur des Internets oder neue repressive Polizeigesetze.
Nach dem Ende des Kalten Krieges hofften wir wie viele andere auch, dass dies der Beginn eines friedlicheren Zeitalters wäre, dass eine „Friedensdividende“ Chancen für eine gerechtere weltweite
Entwicklung und für die Lösung globaler Probleme bringen würde. Das Gegenteil war der Fall. Krieg folgte auf Krieg – zweimal Jugoslawien, Afghanistan, zweimal gegen Irak, gegen Libyen und Syrien
– und meistens mit deutscher Beteiligung! Völkerrecht und Grundgesetz wurden gebrochen, doch die Mächtigen in der BRD hatten keine Konsequenzen für ihr Handeln zu spüren.
Russland wurde in den vergangenen Jahren mit NATO-Stützpunkten weiter strategisch eingekreist. Die NATO wurde bis an Russlands Grenzen ausgedehnt und soll weiter erweitert werden. Sowohl über die
Medien, als auch wirtschaftlich durch Sanktionen, politisch und militärisch verstärkt die NATO ihren Aggressionskurs gegen über Russland.
Die globalen Umweltprobleme werden immer drängender. Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung spielen in der Wachstums- und Wegwerfgesellschaft keine Rolle. Stattdessen wird der Umweltgedanke für
die Einführung neuer Steuern und Abgaben missbraucht, mit denen dann andere Haushaltslöcher gestopft werden. Der allgegenwärtige Profitgedanke verhindert auch in der Umweltpolitik sinnvolle
Lösungsansätze, denn die Industrie hat kein Interesse an langlebigen Produkten, sondern produziert lieber Wegwerfmüll, der vom Konsumenten möglichst schnell wieder ersetzt werden muss.
Alternative Energieträger wurden bisher viel zu stark vernachlässigt.
Im politischen Diskurs kommen Ausgrenzung und Diffamierung Andersdenkender immer stärker in Mode. Manipulation der Meinungen überwiegt der Argumentation auf Basis von Fakten und
wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Hohe Hürden für Bürgerbegehren und Volksentscheide verhindern eine direkte Einflussnahme der Bevölkerung auf politische Entscheidungen.
Kannte man Berufsverbote für Oppositionelle aus Zeiten des Kalten Krieges in beiden deutschen Staaten, so mussten auch nach der Wende Andersdenkende Repressalien erleiden. Besonders Personen mit
marxistischer Weltanschauung mussten Ausgrenzungen erfahren. Viele Mitglieder der SED/PDS durften in ihren Berufen nicht weiterarbeiten. Heute richtet sich die Repression eher gegen Anhänger
umtriebiger Bürgerbewegungen und Parteien.
Ganze Menschengruppen werden durch unzulässige Verallgemeinerung als Rassisten und Nationalisten in die Arme umstrittener Parteien wie der AfD getrieben. Ein demokratisches Miteinander ist das
nicht und auch nicht ein Disput auf Augenhöhe.
Schrittweise, aber zielstrebig wird der Sozialstaat von den Herrschenden ausgehöhlt. Die Finanzkrise hat die Umverteilung von unten nach oben noch verstärkt. Immer weniger Reiche besitzen immer
mehr Vermögen, während die Mittelschicht ausblutet und sich die Anzahl der Armen erhöht.
Die Digitalisierung wird jede Menge Arbeitskräfte freisetzen, ohne dass die Politik einen Plan hat, wie diese „überschüssigen“ Arbeiter wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden sollen. Neue
Jobs entstehen fast nur im Niedriglohnsektor, was zur Folge hat, dass diese Arbeitnehmer später auch nur sehr geringe, nicht existenzsichernde Renten bekommen werden. Ein Lebensabend in Würde ist
so für diese Menschen nicht möglich.
Eine Forderung der Bürgerbewegungen von 1989 war auch der Erhalt und Ausbau der betrieblichen Mitbestimmung. Diese ist aber in Ostdeutschland fast gar nicht vorhanden und noch rudimentärer als in
den alten Bundesländern.
Große Teile der nach wie vor meinungsbildenden Massenmedien befinden sich in den Händen privater Konzerne. Entsprechend der Interessen dieser Medieneigentümer sieht auch die Berichterstattung
aus.
Die Meinungsvielfalt und die Unabhängigkeit der Journalisten wird durch politische Vorgaben bereits in den Arbeitsverträgen (z.B. beim Springer-Verlag) eingeschränkt.
Wir suchen vergeblich Meinungsfreiheit in Behörden und Betrieben. Auch heute äußern die Menschen im privaten Kreis und hinter vorgehaltener Hand eine andere Meinung als in der Öffentlichkeit. In
einer Demokratie ist ein solcher Zustand ein Unding.
Die grundsätzliche Linie der Politik ist nach dem Prinzip „teile und herrsche“ darauf ausgerichtet, die Bevölkerung in rivalisierende Gruppen einzuteilen und sich befehden zu lassen. Dieses
Gegeneinanderausspielen der unterschiedlichen Interessen schwächt das demokratische Miteinander in der Gesellschaft.
Die internationale Wirtschaftspolitik von Finanzkapital und westlichen Staaten ist nach wie vor eine Hauptursache für die Rückständigkeit vieler Entwicklungsländer. Kriege werden aus
geostrategischen Interessen gegen diese Staaten geführt, Regierungen gestürzt, Sanktionen verhängt und die Isolierung von Ländern betrieben, die sich nicht unterwerfen wollen. All dies führt zu
einer beispiellosen Migrationsbewegung der verarmten Massen nach Europa.
Doch der Aufnahmebereitschaft der europäischen Bevölkerung und der Integration sind Grenzen gesetzt. Deshalb müssen die Probleme der Entwicklungsländer vor Ort mit Hilfe einer neuen,
solidarischen Politik der Industrienationen gelöst werden.
Nach fast 30 Jahren in einem „geeinten“ Deutschland zeigt sich, dass diese Einheit noch längst nicht vollzogen ist. Große Teile der Führungselite in den fünf neuen Bundesländern stammen aus dem
Westen. Die Renten und Löhne der Ostdeutschen sind niedriger, dafür sind aber die Arbeitszeiten länger.
Auf Unzufriedenheit und Ärger im Osten reagieren die westdeutschen Eliten mit Belehrungen und Beschimpfungen der ostdeutschen Bevölkerung.
Daher fordern wir:
- Fairer und sachlicher Meinungsaustausch ohne Stigmatisierung der anderen Seite! Einführung von Möglichkeiten der direktdemokratischen Mitbestimmung im politischen System!
- Begrenzung des Einflusses von „Denkfabriken“ und Lobbyorganisationen!
- Die Herstellung von Produkten muß sich stärker an Nachhaltigkeit sowie am tatsächlichen Bedarf der Bevölkerung und nicht an der möglichen Steigerung des Wirtschaftswachstums orientieren!
- Die Beziehungen zwischen den einzelnen Nationalstaaten müssen auf Augenhöhe stattfinden und nicht auf Übervorteilung eines Partners ausgerichtet sein. Fairer Handel und gewaltfreie
internationale Beziehungen ohne Bevorzugung eines bestimmten Partners! Keine Beteiligung an Aggressionen gegen andere Länder! Schluss mit der neokolonialen Politik gegenüber den
Entwicklungsländern!
- Gleiche Löhne und Renten in Ost und West! Schließlich sind Rentenbeiträge und Steuern ja auch in beiden Landesteilen gleich!
Wir wollen eine Demokratie im wahrsten Sinne des Wortes und das bei allen - auch bei globalen und fundamentalen - Menschheitsfragen! Der Zivilgesellschaft darf nicht weiterhin nur eine
Feigenblattfunktion zugewiesen werden!
Die unterstützenden Gruppierungen in alphabetischer Reihenfolge:
aufstehen Dresden und Umland
Bautzener Frieden n.e.V.
Bürger-Opposition-Politik (BOP)
Bürgerplattform für demokratische Erneuerung - Plauen e.V.
„Denkstemit!?“ Bautzen
Deutsche Soziale Union (DSU)
Die 89er (Bautzen)
Forum Demokratische Erneuerung (FDE)
Gemeinschaft für Menschenrechte im Freistaat Sachsen e.V. (GMS)
Initiative Bürgerforum (IBf) e.V.
Neue Richtung
Politischer Stammtisch Döbelner LINKE
„Von Bürgern für Bürger“ Bautzen
Wir sind Deutschland (WsD) Bautzen
und Aktivisten der
Mahnwache für den Frieden Dresden
Bill Heidenreich
Annelore Naehring
Peter Born
Lutz Hohlfeld
Thomas Schönfelder
Friedrich Naehring
- - -
Jörg Hampel, Mitbegründer Friedensmahnwache Meißen
Prof. Peter Stosiek
Kontaktmail: neue-richtung@gmx.de
Internet: www.neuerichtung.de
Mit großer Sorge sehen zivilgesellschaftliche Organisationen und Personen, die sich im demokratischen Sinn als außerparlamentarische Opposition in Deutschland verstehen, die großen
militärischen Mobilmachungen zu einem Militärmanöver mit dem irreführenden Namen "Defender Europe 2020" an der Grenze zu Russland.
Dieses Manöver ist nach unserer Ansicht eine sicherheitsgefährdende Provokation und der Versuch einer Einschüchterung Russlands. Diese militärische Provokation vergiftet durch fragwürdige
Sanktionen und fortlaufende mediale Hetze gegen Russland die politische Atmosphäre noch weiter.
Wir lehnen daher das Militärmanöver "Defender 2020" und die deutsche Unterstützung dafür sowie die Sanktionen der westlichen Staaten gegen Russland entschieden ab.
Die unterzeichnenden Gruppierungen vertreten ein breit gefächertes Meinungsspektrum. Wir sind aber alle der festen Überzeugung, dass Frieden und Stabilität in Europa und der Welt nur
durch eine Politik des gegenseitigen Respekts und des friedlichen Miteinanders möglich ist. Dazu hat sich Deutschland in der NATO-Russland-Grundakte bekannt und zu ihr gilt es
zurückzukehren.
Wir sehen in der deutschen Beteiligung an diesem Manöver sowie in der zur Verfügungsstellung von deutschem Staatsgebiet für diesen Aufmarsch eine Nichteinhaltung völkerrechtlicher Verträge wie
des 2+4-Vertrages, nachdem eine Verlegung von NATO-Truppen auf dem ehemaligen Territorium der DDR verboten ist und auch eine Kollision mit dem deutschen Grundgesetz (Art. 26).
Wir möchten Ihnen weiterhin mitteilen, dass ein großer Teil der Bevölkerung unseres Landes die fortlaufenden Provokationen gegen Russland nicht gutheißt. Dies wird leider in unseren Massenmedien
nicht oder kaum zur Sprache gebracht.
Bedauerlicherweise gibt es in der deutschen Medienwelt eine selektive Berichterstattung, um der Bevölkerung durch selbst entworfene Feindbilder die Notwendigkeit der Militarisierung unserer
Gesellschaft glaubhaft zu machen.
Wir treten für gewaltfreie und solidarische Beziehungen auf Augenhöhe zwischen allen Völkern und Nationen der Welt ein. Wir weigern uns Feinde zu sein. Dafür werden wir weiter unsere Stimme
erheben.
Arbeitskreis Jugendhochschule Wilhelm Pieck
gez. Dr. Dieter Luhn
Aufstehen Dresden und Umland
gez. Lothar Häupl
Aufstehen Mittelsachsen
gez. Dieter Kunadt
Bautzener Frieden n.e.V.
gez. V. Gähler
Bündnis der Verbände in Strausberg
gez. Hans-Günter Schleife
Bündnisses für soziale Gerechtigkeit" Berlin-Lichtenberg
gez. Karlheinz Fietz
Bürger-Opposition-Politk (BOP)
gez. Walter H. Stephan
Bürgerplattform für demokratische Erneuerung Plauen e.V.
gez. Dr. Jörg Förster
DDR-Kabinett Bochum
gez. Andreas Maluga
„Denkstemit!?“ Bautzen
Die 89er (Bautzen)
gez. Dr. Christian Haase und Ingolf Schön
Forum Demokratische Erneuerung (FDE)
gez. Dr. Johannes Hertrampf
Freidenkerverband e.V.
gez. Klaus Hartmann
Freidenkerverband Berlin e.V.
gez. Klaus Linder
Freundeskreis Ernst Thälmann e.V., Ziegenhals - Berlin
gez. Max Renkl
Friedens-Glockengesellschaft Berlin e.V.
gez. Anja Mewes
Friedensinitiative Dresden (FiD)
gez. Dr. Eberhard König
Freundeskreis Palast der Republik
gez. Rolf Denner
Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde e.V. (GBM e.V.)
gez. Hilde Wendt
Gesellschaft zur rechtlichen und humanitären Unterstützung e.V. (GRH e.V.)
gez. Hans Bauer
Initiativgemeinschaft zum Schutz der sozialen Rechte der ehemaligen Angehörigen der bewaffneten Organe und der Zollverwaltung der DDR e.V. (ISOR e.V.)
gez. Prof. Dr. Horst Bischoff
Initiativgruppe Traditionstreffen Mala Upa
gez. A. Geisler
Mütter gegen Krieg Berlin/Brandenburg
gez. Brigitte Queck
Förderverein Netzwerk Demokratie e.V.
gez. Thomas Stenzel
Bürgerbewegung Neue Richtung
gez. Kay Hanisch
Ostdeutsches Kuratorium von Verbänden e.V. (OKV)
gez. Dr. Matthias Werner
Politischer Stammtisch DIE LINKE Döbeln
gez. Peter Pöschmann
Revolutionärer Freundschaftsbund e.V.
gez. A. Geisler
Rotfuchs-Förderverein
gez. Dr. Arnold Schölzel
Traditionsverband NVA e.V.
gez. H. Behrens
Verband zur Pflege der Traditionen der NVA und GT der DDR
(Regionalgruppe Leipzig)
gez. Reinhard Wolfahrt
„Von Bürgern für Bürger“ Bautzen
gez. J. Drews
Wir sind Deutschland (WsD), Bautzen
gez. Kathrin und Veit Gähler
Workshops – Ideenbörsen – Bildung – Projekte (WIBP e.V.)
gez. Lothar Häupl
Gemeinsamer Brief mehrer politischer Gruppierungen an die Bundesregierung!
FREIHEITLICHE PARTEI DEUTSCHLANDS (FP Deutschlands)
NEUE RICHTUNG
HANDWERK MITTELSTAND FREIE BERUFE E.V.
PLATTFORM LEIPZIG
FRIEDEN FÜR LIBYEN!
DEUTSCHE DEMOKRATISCHE PARTEI (DDP)
PARTEI DER ARBEITSWILLIGEN UND SOZIAL SCHWACHEN (PASS)
DEUTSCHE KONSERVATIVE PARTEI - ALLIANZ DER MITTE
Abs.: Hr. K. Hanisch, Postfach 1135, 04741 Roßwein
Dresden, 22.2.2012
An
Die Bundeskanzlerin
Frau Dr. Angela Merkel
Willy-Brandt-Straße 1
10557 Berlin
Betrifft: Ablehnung von Sanktionen und eines Militärschlages gegen Syrien und den Iran
Sehr geehrte Frau Dr. Merkel,
die unterzeichnenden Organisationen lehnen die von der westlichen Staatengemeinschaft verhängten Sanktionen gegen Syrien und den Iran ab, da sie hauptsächlich die Bevölkerungen beider Länder
treffen und die politische Situation in diesen Staaten nicht zum Positiven verändern. Wir fordern die deutsche Bundesregierung auf, sich gegen einen geplanten völkerrechtswidrigen und
grundgesetzwidrigen Angriffskrieg gegen diese beiden Staaten zu stellen. Deutsches Territorium darf nicht für Vorbereitung und Durchführung der Tötung von syrischen und iranischen Frauen und
Männern verwendet werden. Wir werden dementsprechend jede Verletzung des Artikel 26 GG (Verbot der Vorbereitung eines Angriffskrieges, Kriegswaffenkontrolle) zur Anzeige bringen und öffentlich
machen.
Die Berichterstattung der Massenmedien über die Lage in Syrien ist höchst zweifelhaft und erinnert an die Lügen, die uns zur propagandistischen Bemäntelung des Feldzuges gegen Libyen („Zivilisten
schützen“ – in dem man Schulen, Krankenhäuser und Protestcamps bombardiert) aufgetischt wurden. So zeigte das ZDF letztes Jahr ein Gewalt-Video aus dem Irak-Krieg aus dem Jahr 2007, welches der
Sender uns als aktuelles Video aus Syrien „verkaufen“ wollte. Als die Sache aufflog, verschwand das Video von Website des ZDF ohne ein Wort der Entschuldigung an die Zuschauer.
Ein Angriff auf diese beiden Staaten – wie auch auf andere Länder – würde nur größeres Unheil über die Zivilisten bringen und Syrien und Iran vollends in einen blutigen Bürgerkrieg stürzen. Ein –
als „humanitäre Intervention“ getarnter - militärischer Angriff würde den Nahen Osten nicht sicherer machen sondern die gesamte Region destabilisieren – dies kann unmöglich der Plan des Westens
sein! Wir müssen uns nur das libysche Beispiel vor Augen halten, wo die Situation heute schlimmer ist, als unter Ghaddafi, wo es Gewalt, Plünderungen, Folterungen und mit dem neuen libyschen
Wahlgesetz, daß einen Großteil der Bevölkerung von Kandidaturen ausschließt, auch keine Aussicht auf Demokratie und freie Wahlen gibt.
Soll so das Zukunftskonzept des Westens für diese Staaten aussehen? Sollen diese Staaten in einen Abgrund gestoßen werden, der sie zu einem „Somalia 2.0“ macht? Bereits heute destabilisieren die
Waffen aus dem libyschen Bürgerkrieg die Staaten Niger, Mali und Nigeria und heizten dort Konflikte an, welche als beendet gegolten hatten.
Wir rufen die Bundesregierung auf, den Mehrheitswillen des syrischen Volkes zu unterstützen. Das syrische Volk will Veränderung, doch ohne Gewalt! Einer Umfrage der „Qatar Foundation“ zufolge
unterstützen mindestens 55% der Bevölkerung den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad – hauptsächlich, weil sie ein Abgleiten des Landes in Bürgerkrieg und Chaos fürchten.
Deutschland und die übrigen Westmächte sollten Ihre Kraft darauf verwenden, einen Dialog zwischen der echten, der innersyrischen Opposition und den gesprächsbereiten Teilen der syrischen
Regierung herzustellen.
In den westlichen Massenmedien wird verschwiegen, daß die Kämpfer der sogenannten „Freien Syrischen Armee“ FSA Terrorakte gegen die syrische Infrastruktur (u.a. Sprengung von Pipelines) und
Gewalttaten gegen friedliche Oppositionelle und Pro-Assad-Demonstranten begehen, um das Chaos anzuheizen. In den Reihen der FSA kämpfen mehrere Hundert islamistische „Freiwillige“ aus dem
libyschen Bürgerkrieg unter Führung von Abdelhakim Bel Hadsch, einem Al-Qaida-Anhänger und Ex-Guantanamo-Häftling, der nach dem Sturz Ghaddafis kurzzeitig Militärgouverneur von Tripolis war. Ist
es jetzt Politik des Westens mit derartigen Verbündeten den weltweiten Dschihad zu fördern?
Es gibt bis heute noch nicht einmal stichhaltige Beweise, daß der Iran wirklich nach einer Atombombe strebt. Selbst wenn er eine hätte, würde dies aber „nur“ zu einem Gleichgewicht des Schreckens
führen, da Israel und die USA ja ebenfalls über Atomwaffen verfügen. Es wäre also unwahrscheinlich, das iranische Atomwaffen – wenn es sie jemals geben sollte – überhaupt zum Einsatz kämen.
Wir bitten Sie deshalb inständig, den Wunsch der Völker Irans und Syriens nach einem friedlichen Leben zu respektieren und sich gegen einen Krieg zu stemmen. Wir bitten die Bundesregierung –
gemeinsam mit Rußland, welches über gute Kontakte zur syrischen Führung verfolgt – für eine Deeskalation in Syrien Partei zu ergreifen. Ein Zerfall des syrischen Staates, der - ähnlich wie im
Falle Libyens oder Iraks nach einem gewaltsamen, von außen gelenkten Umsturz der Fall wäre – würde auch massiv die Sicherheit Israels bedrohen!
Um eine Demokratisierung in Syrien zu erreichen, ist es notwendig, daß die Kampfhandlungen sofort eingestellt werden keine offene und auch keine verdeckte Einmischung von außen mehr erfolgt. Dazu
gehört auch die Einstellung der Unterstützung aller Kriegsparteien – wozu auch die von einigen NATO-Staaten hofierte FSA gehört, die schreckliche Verbrechen gegen Zivilisten begangen hat.
Mit freundlichen Grüßen,
i.A. der mitzeichnenden Organisationen
(Kay Hanisch)