Redebeiträge auf der Rossweiner Montagsdemo

In Memorial: Montagsdemo wird zu Olof-Palme-Friedensmarsch

 

Rede von Kay Hanisch auf der Montagsdemo am 25.9.2023 in Roßwein

 

 

 

Guten Abend Roßwein!

 

Habt ihr schon einmal etwas von Stanislaw Jewgrafowitsch Petrow gehört? (Pause)

 

Nein? Ich bis vor kurzem auch nicht, aber ohne diesen Mann würden wir vermutlich heute hier so nicht stehen.

Im September 1983, vor fast genau 40 Jahren, saß Petrow, ein sowjetischer Offizier, am Satellitenwarnsystem der UdSSR und stellte fest, daß in den USA gerade fünf Atomraketen aufgestiegen waren – mit dem Ziel Sowjetunion!

 

Petrow war verantwortlich für die Weitermeldung dieses Angriffs, was damit automatisch zur Einleitung des sowjetischen Gegenschlages geführt hätte! Petrow blieben dafür nur reichlich 10 Minuten Zeit. Er entschied sich dagegen, denn ihn machte es stutzig, daß die USA nur 5 Raketen schickten. Das war nicht genug zur Neutralisierung des kompletten sowjetischen Nuklearraketenpotentials! Er entschied, daß es nur ein Fehler im System sein konnte und unterbrach so die Befehlskette und rettete damit die Welt, denn ein sowjetischer Gegenschlag, der mit wesentlich mehr Raketen erfolgt wäre, hätte umgehend zum US-amerikanischen Vergeltungsschlag geführt.

 

Petrow rettete somit die Welt, die damals nur knapp an einer atomaren Katastrophe vorbeischrammte.

Dieser Vorfall wurde übrigens in der Sowjetunion vertuscht und erst nach der Wende bekannt, denn die Sowjets hatten kein Interesse daran, daß ihre Technik als unzuverlässig bekannt würde.

 

In den 80iger Jahren bildete sich in Europa eine starke Friedens- und Antiatombewegung gegen die nukleare Hochrüstung der Großmächte.

Die USA verfolgten damals übrigens die Strategie eines „begrenzten Nuklearkrieges“. Sie wollten keine Atomraketen, die in Alaska einschlagen und keine zurück ins menschenleere Kamtschatka schießen, sondern der Konflikt sollte auf einem möglichst entfernten Kontinent stattfinden, damit die USA selbst wenig abbekommen.

 

Ihr ahnt schon, welcher Kontinent das ist: Europa! Hier wäre im Konfliktfall alles verwüstet worden!

Die „nukleare Teilhabe“ der Bundeswehr – also wir bezahlen für die US-Atomwaffen in unserem Land und dürfen sie auf Geheiß der USA mit unseren Flugzeugen ins Ziel tragen – ist ein Relikt aus diesen Zeiten.

 

Der Gröschwatz, also der größte Schwätzer aller Zeiten, Olaf Scholz... das ist dieser kleine Mann mit Augenklappe, der denkt, er regiert Deutschland, dabei ist er nur der Laufbursche des amerikanischen Botschafters... aber das hat man ihm noch nicht gesagt...

Olaf Scholz jedenfalls bezeichnete ja die Friedensdemonstranten als „gefallene Engel, die aus der Hölle kommen“.

 

Nein, lieber Olaf, wir kommen nicht aus der Hölle, aber Du wirst uns vielleicht in eine solche führen, in eine atomare Hölle, wenn Du weiter so Deine gefährliche Eskalationspolitik gegenüber Rußland fährst! Denn der Vorfall in der Sowjetunion, den ich gerade beschrieben habe, zeigt, wie schnell etwas passieren kann, daß NIEMAND wirklich will, daß niemand auf dem Schirm hat und wie schnell sich die Dinge verselbstständigen können.

 

Der Offizier Petrow hätte genauso gut denken können: Nur fünf Raketen? Da kommt der Rest bestimmt in ein paar Minuten nach! Das ist unsere Chance, unser taktischer Vorteil! – und dann den Gegenschlag auslösen können!

 

Ich möchte daher heute an einen Politiker erinnern, der auch wie Scholz Sozialdemokrat war, diesen aber nicht nur körperlich, sondern auch geistig und moralisch überragte und der nicht Olaf hieß, aber Olof

Ich spreche von dem früheren schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme, der zwischen 1969-76 und 1982-86 sein Land regierte.

Schweden war damals auch schon eine westliche Demokratie, aber ein souveräner und neutraler Staat und noch keine NATO-Kolonie.

 

Mitten im Kalten Krieg schlug Palme einen atomwaffenfreien Korridor in Mitteleuropa entlang des Eisernen Vorhangs als vertrauensbildende Maßnahme vor. In diesem Zusammenhang gab es u.a. 1984 ein Treffen zwischen Palme und Erich Honecker in Stralsund.

Dieses Treffen war für viele Menschen ein Hoffnungszeichen für eine Ost-West-Annäherung und ein Ende des atomaren Wettrüstens.

 

Olof Palme sagte einmal: „Wir müssen eine Sicherheit, die auf ständig wachsende Rüstung angewiesen ist, schrittweise durch eine Sicherheit ersetzen, die grundsätzlich politisch ist und auf gegenseitigem Vertrauen beruht. Politische und ideologische Gegner müssen trotz grundlegender Meinungsverschiedenheiten zusammenarbeiten, um einen Atomkrieg zu vermeiden, zusammen überleben – oder zusammen sterben. Es wird keinen Gewinner in einem Atomkrieg geben.“

 

Palme, der sein Land auch selbstbewußt gegenüber den USA vertrat, wurde 1986 auf offener Straße erschossen. Die Tat wurde – ihr ahnt es schon - niemals aufgeklärt. Es gab Tausende Spuren, aber kein führte zum Täter. Es erinnerte in diesem Punkt an die Nord-Stream-Sprengung: einfach mehrere Theorien streuen, wenn man es nicht vertuschen kann. Am Ende weiß niemand mehr, was man glauben kann und alles verläuft sich im Nebel.

 

Wegen des Palme-Mordes hatte man zwar einen Kleinkriminellen verhaftet, der aber immer bis zum Tode bestritt, den Politiker getötet zu haben und der inzwischen im Knast gestorben ist.

 

Friedensgruppen in der DDR, der BRD und der CSSR hatten im September 1987 den sogenannten Olof-Palme-Friedensmarsch organisiert, der aus mehreren Streckenabschnitten bestand und zwischen dem 1. und 19. September 1987 stattfand.

Man hatte den Marsch nach Palme wegen seines Engagements für den Frieden benannt.

Der Start war in Stralsund, dem Ort des Treffens zwischen Palme und Honecker.

 

Die Organsiatoren der Stralsunder Montagsdemos wollen aktuell an die Tradition dieses Friedensmarsches erinnern und haben andere Friedensgruppen und Montagsdemos angeschrieben, ob diese mitmachen würden.

So läuft heute zum Beispiel auch die Dresdner Montagsdemo unter dem Motto „Olof-Palme-Friedensmarsch“.

 

Wir als Organisatoren haben daher gedacht: diese Sache unterstützen wir und wollen unseren heutigen Spaziergang unter dieses Motto stellen. Falls ihr das auch wollt... (Ja-Rufe aus dem Publikum).

Wir wollen heute mit unserem Marsch daran erinnern, wie wichtig die nukleare Abrüstung ist!

 

Wir fordern daher:

 

-          Verzicht auf die nukleare Teilhabe der Bundeswehr!

 

-          Abzug aller Atomwaffen aus Deutschland!

 

-          Abzug aller ausländischen Truppen aus Deutschland und gute Heimreise!

 

-          Austritt aus der NATO und ein neutrales Deutschland!

 

Vielen Dank. Und nun gehts los!

 

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