21.12.2024. Beim letzten Treffen der Neuen Richtung entspann sich eine Debatte: Befinden wir uns bereits in dem von der Friedensbewegung soviel beschriebenen Dritten Weltkrieg? Was ist überhaupt sein Ziel, um was wird er geführt?
Tatsache ist, daß wir bis jetzt in Deutschland vom Krieg nicht viel merken. Bis auf die vielen Flüchtlinge, die bei uns ankommen, unsere Steuergelder, die im Haushalt fehlen, weil sie in die Aufrüstung der eigenen oder fremder Armeen gesteckt werden und die zunehmenden Repressionen gegen kritische Stimmen und Medien wirkt Deutschland an der Oberfläche wie ein Land im Frieden.
Abgesehen davon steht aktuell nicht nur die Ukraine in Flammen, sondern auch der halbe Nahe Osten, erkämpfen die Länder der Sahelzone gerade ihre Freiheit vom Westen und bezahlen dies mit einer Welle an islamischem Terrorismus, gibt es Regime-Change-Aktionen des Westens in Georgien und Lateinamerika, Wahlergebnisse in europäischen Staaten werden unterlaufen und damit die Demokratie untergraben. Im Südchinesischen Meer und in der Straße von Taiwan eskalieren NATO-Kriegsschiffe die Situation, die Philippinen rüsten auf, in Südkorea versucht der Präsident das Kriegsrecht durchzusetzen und nordkoreanische Truppen kämpfen angeblich in der Ukraine.
Wir meinen, was auf den ersten Eindruck aussieht, wie ein Knäuel verschiedenster Konflikte, die nichts miteinander zu tun haben, hängt zusammen. Zeit, dieses Knäuel ein wenig zu entwirren, mit den wenigen Informationen, die sich einfache Bürger besorgen können.
Wenn man das Puzzle zusammensetzt, so kann man schon zu der Erkenntnis kommen, daß wir uns bereits in einem Dritten Weltkrieg befinden. Die Rahmenhandlung ist der Konflikt zwischen den USA und China und die Schwächung Russlands, gespeist von der Angst des US-Imperiums, den unangefochtenen Platz Nr.1 in der Welt an China zu verlieren. In mehreren Bereichen ist dies bereits passiert. Manche Beobachter des internationalen Geschehens sagen auch, es sei der Kampf zwischen einer (vergehenden, US-geführten) monopolaren Weltordnung gegen eine (aufkommende) multipolare Weltordnung, in der mehrere Nationen an der Spitze stehen und zumindest formell alle Länder gleich behandelt werden.
Militärisch kann China den USA noch nicht das Wasser reichen. Wenn es aber einen Block Rußland-China gibt, stehen die Chancen schon ausgewogener. Rußland verfügt über viele Rohstoffe und Ressourcen sowie über fortschrittliche Militärtechnologie, China über Wirtschaftskraft, Kapital, ein hohes technisches Niveau und viele Menschen.
Diesen funktionsfähigen Block Rußland-China versuchen die USA zu sabotieren. Obwohl man in den letzten Jahrzehnten auch versucht hat, China im Innern zu schwächen durch die Unterstützung der uigurischen und tibetischen Minderheiten oder von Dissidenten, waren die Ergebnisse mager und man hat sich im Westen offenbar nun Rußland vorgenommen, dessen geopolitische Ambitionen auch viel weiter sichtbar waren als die Chinas (z.B. Eingreifen im Syrien-Krieg, Truppen in der Zentralafrikanischen Republik).
Um Rußland zu schwächen wurden vom Westen sogenannte „Farbenrevolutionen“ (benannt nach der ersten prowestlichen Erhebung, der „Orangen Revolution“ in der Ukraine 2004) in russischen Nachbarländern (Kirgisien, Georgien, Armenien, Ukraine und Weißrußland) oder in mit Moskau verbündeten Staaten wie Syrien, Nicaragua und Venezuela) initiiert. Während sie in Weißrußland, Nicaragua und Venezuela vorerst scheiterten, waren sie in den anderen Ländern erfolgreich. Pro-westliche Regime rückten diese Staaten nun näher an die NATO und die USA heran. In Kirgisien und Georgien sind zwischenzeitlich eher neutrale Regierungen an die Macht gekommen, die den radikalen Westkurs in abgemilderter Form fortsetzen.
Mit dem Sturz von Bashar al-Assad im Dezember 2024 ist nun auch Syrien in die Hände des Westens gefallen und wird ein „Failed State“ (Gescheiterter Staat) wie es zuvor nach den westlichen Kriegen in Irak und Libyen geschehen ist. Schrittweise wurde die Anzahl der mit Rußland verbündeten Staaten immer weiter reduziert.
Mit dem zweiten Umsturz in der Ukraine 2014 versuchte der Westen sein Werk zu vollenden.
Diesmal wurden die pro-russischen Kräfte nicht einfach durch Neuwahlen abgelöst, sondern vom neuen Regime aktiv bekämpft. Der Versuch der ukrainischen Regierung, die russische Schwarzmeerflotte von der Krim zu verbannen und gleichzeitig stattfindende Progrome gegen die russische Minderheit führten zur Abspaltung der mehrheitlich von ethnischen Russen (ca. 60%) besiedelten Halbinsel Krim und ihrem Beitritt zur Russischen Föderation.
Nach der Leitlinie des Altmeisters der US-Außenpolitik, des früheren Sicherheitsberaters Zbigniew Brzezinski kann man die russische Großmacht entscheidend schwächen, wenn man die Ukraine dem russischen Zugriff entzieht. Die russenfeindliche Politik der Kiewer Regierung ab 2014 eskalierte zum Bürgerkrieg zwischen der NATO-freundlichen Zentralregierung und der ostukrainischen, russischsprachigen Minderheit (ca. 30%), die von Moskau verdeckt unterstützt wurde.
Der Versuch, aus der Ukraine eine Aufmarschbasis der NATO gegen Rußland zu machen und die geplante Stationierung von US-Hyperschallraketen, die in 5 Minuten in Moskau wären, führten 2022 zum russischen Einmarsch und zum derzeitigen Krieg, bei dem sich Rußlands Truppen nicht nur der ukrainischen Armee, sondern auch zahlreichen NATO-Staaten gegenüber sehen, welche Kiew unterstützen. Während in der Ukraine jene Gefechte ablaufen, auf welche die deutsche Bevölkerung ihr Hauptaugenmerk richtet, nutzt Israel, der Statthalter der USA im Nahen Osten die Gelegenheit, um mit seiner hochgerüsteten Armee Fakten zu schaffen und die palästinensische Bevölkerung zu dezimieren oder zur Flucht zu zwingen. Parallel dazu nutzen Israel und die Türkei die Tatsache, daß Rußland mit dem Ukraine-Krieg beschäftigt ist, um die sogenannte „Achse des Widerstandes“ zu schwächen, die aus Iran, Syrien, der libanesischen Hisbollah-Miliz und schiitischen Milizen im weitgehend neutralen Irak besteht. Diese geographische Verbindung ermöglichte den Schmuggel von Waffen aus dem Iran an die Hisbollah, welche damit Angriffe auf Israel durchführte. Obwohl sich Syrien dieses Mal sehr zurückhielt, wurde das durch den Bürgerkrieg seit 2011 und durch westliche Wirtschaftssanktionen ausgeblutete Assad-Regime mittels islamistischer Milizen gestürzt. Die führende Miliz HTS bekam Waffen und moderne Ausrüstung wie Drohnen durch den NATO-Staat Türkei und rückte rasch auf Damaskus vor.
Um Rußland zu schwächen, versucht der Westen, es in einen Mehrfrontenkrieg zu zwingen. Der Angriff auf den offiziell mit Moskau verbündeten kleinen Kaukasusstaat Armenien durch seinen größeren Nachbarn Aserbaidschan und die Besetzung des von Armenien unterstützten, 30 Jahre existierenden Zwergstaates Berg-Karabach führten zu einer ethnischen Säuberung und der Vertreibung von rund 120.000 Armeniern, der Moskau weitgehend tatenlos zusehen mußte. Denn hinter Aserbaidschan steht dessen mächtiger Verbündeter Türkei, dessen Wohlwollen Moskau braucht, um den Zugang zum Schwarzen Meer nicht zu verlieren. Dies erklärte auch, warum Rußland beim aserbaidschanischen Angriff 2023 weitgehend die Füße still hielt und Armenien seinem Schicksal überließ.
Einen Rückschlag holte sich der Westen in Georgien ab, wo sich die eigentlich pro-westliche Regierung weigerte, eine weitere Front gegen Rußland zu eröffnen, weil dies glatter Selbstmord wäre. Als Ergebnis dieser Verweigerung, die den wirklichen Grund darstellte, vordergründig aber auch wegen der Einführung von Gesetzen zur Begrenzung von ausländischer Einflußnahme, führt die EU jetzt einen Wirtschafts- und Sanktionskrieg gegen die georgische Regierung und versucht mittels einer „Farbenrevolution“ die radikale antirussische Opposition an die Macht zu bringen.
Die völlig überraschende Ausrufung des Kriegsrechtes in Südkorea durch den rechtskonservativen Präsidenten Yoon Suk-yeol könnte einerseits innenpolitischen Problemen geschuldet sein, aber auch Teil des Vorgehens gegen Rußland sein. Präsident Yoon erklärte die stärkste Parlamentspartei, die linksliberale Demokratische Partei zu einer mit dem kommunistischen Nordkorea kooperierenden Organisation. Möglicherweise wollte Yoon nur die DP verbieten, welche ihm das Leben schwer macht. Zum Glück sperrten sich die Abgeordneten – auch die von Yoons eigener Partei PPP – dagegen, verbarrikadierten sich im Parlament vor Yoons Soldaten und lehnten das Kriegsrecht in der dafür vorgesehenen kurzen Frist ab, während auf der Straße die Gewerkschaften dem durchgeknallten Präsidenten mit einem unbefristeten Generalstreik drohten und das Volk gegen Yoons Putsch protestierte. Wäre der Präsident mit seinem Ausnahmezustand durchgekommen, hätte Südkorea seine Kriegsvorbereitungen gegen Nordkorea intensivieren können. Dann hätten südkoreanische Truppen mit Hilfe der USA im Norden einfallen können. Würde Nordkorea fallen, stünden US-Truppen dann direkt an der Grenze zu China und wären eine Bedrohung für Rußlands wichtigen Hafen Wladiwostok.
In Japan versuchen konservative Kreise die Verfassung zu ändern, welche ausländische Militäreinsätze bisher äußerst beschränkt. Und auf den Philippinen rüstet Präsident Ferdinand Marcos jr. – dessen Vater als Diktator bereits im Vietnamkrieg den USA treue Dienste erwiesen hat – sein Land, welches in einem Territorialkonflikt um Seegrenzen mit China liegt, genüßlich mit US-Hilfe auf. Das gleiche passiert in Taiwan.
Auch vor der chinesischen Haustür brodelt es.
Nach dem Sturz Assads zog Rußland nicht nur seine Luftabwehr aus Syrien ab, sondern verlegte sie zusammen mit Überresten der syrischen Armee nach Libyen in jenes Gebiet, welches der zwielichtige Warlord Khalifa al-Haftar kontrolliert (ca. 2/3 des Landes). Offenbar will sich Moskau einen Landweg zu jenen Sahelstaaten sichern, die vor Kurzem Frankreich mit seinen Truppen des Landes verwiesen haben und sich mit der Bitte um Hilfen an Moskau wandten.
Das sind Mali, Burkina Faso, Niger und seit einigen Wochen auch völlig überraschend der Tschad. Im Senegal ist eine linke Regierung gewählt worden, welche ebenfalls Frankreich das Leben schwer macht. Die westliche Vorherrschaft in Afrika verfällt aktuell rasant. Wird auch der Sahel ein Schauplatz eines Stellvertreterkrieges gegen Rußland, könnte der Westen bald dazu bereit sein, radikalislamische Terroristen zu unterstützen. Die Kooperation des ukrainischen Geheimdienstes mit diesen Verbrechern ist der erste Beleg dafür.
Weitere Scharmützel laufen etwas unbeachtet von der Weltöffentlichkeit ab. Gerade ist zum x-ten Mal der Versuch des Westens gescheitert, die demokratisch-sozialistische Regierung in Venezuela zu stürzen, welche mit Moskau und dem Iran kooperiert. Auf viele kleinere Staaten könnte mit Umstürzen oder der Unterstützung für bestimmte Kräfte eine Welle der Instabilität zu rollen. Gerüchten zufolge zogen beim Sturz von Bangladeshs langjähriger Premierministerin Sheikh Hasina Wajed 2024 auch die USA mit die Fäden, da sich Hasina geweigert hatte, den USA einige Inseln für Militärstützpunkte abzutreten. Ob sich dies wirklich so zugetragen hat, wird sich irgendwann herausstellen.
Fazit: Wir befinden uns bereits im Dritten Weltkrieg. Auch wenn in Deutschland bisher nur der Wirtschafts- und Informationskrieg gegen Rußland so richtig wahrnehmbar ist, so kommen die Einschläge immer näher. Aktuell ist er nur in der Ukraine in seiner heißen Phase und wird andernorts nur als Stellvertreterkrieg ausgefochten. Doch die Einschläge für unser Land kommen immer näher. Die Stationierung von neuen US-Raketen in der BRD macht das Land zur Zielscheibe. Die USA lehnen einen Atomkrieg nicht einmal ab, wollen ihn lediglich auf europäisches Gebiet begrenzen.
Es ist die Aufgabe der Friedensbewegung und von allen Kräften der demokratischen Opposition, den NATO- und US-Vasallen hier in den Arm zu fallen und gegen diese Kräfte zu mobilisieren. Jede Aktion zählt. Jeder Parlamentarier der Kriegstreiberparteien, der aus dem Parlament fliegt, zählt. Es geht um unsere Zukunft!
Packen wir es an, bevor es zu spät ist!
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